Am 7. März fand in Cottbus das 2. Brandenburger Mobilitätsforum statt. Fokus des Verkehrsforums waren Innovationen und die Mobilität im ländlichen Raum. Inhalte des Forums waren unter anderem die Entwicklung der Lausitz zu einer Modellregion für innovativen und zukunftsgewandten Verkehr. Das betrifft sowohl die Themen Angebotsstrategie, Infrastruktur, neue Technologien und Nachhaltigkeit. Welche Angebote bringen die Lausitz in puncto öffentlicher Verkehr auf Schienen und Straße zusammen, wie gut ist die Infrastruktur darauf vorbereitet. Brandenburgs Verkehrsstaatssekretären Ines Jesse sagte dazu klar, dass das Land Brandenburg gern mehr Verkehr auf die Schienen bringen möchte, die aktuelle Infrastruktur das aber an vielen Stellen verhindert. Wichtig ist in diesem Zusammmenhang die Betrachtung ganzer Korridore und nicht nur einzelner Netzengpässe, so wie es im Projekt i2030 bereits erfolge. Nicht nur das 2. Gleis zwischen Cottbus und Lübbenau ist wichtig, um die Relation Cottbus -Berlin im SPNV zu verbessern, sondern auch die Beseitigung des Engpasses im Bahnhof Königs-Wusterhausen. Für mehr Innovation im ÖPNV will die Landesregierung noch 2019 ein mit 2,3 Mio. Euro dotiertes Förderprogramm auflegen.
Der Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch kritisierte unter anderem die zu langsamen Bahnverbindungen nach Leipzig und vor allem Dresden, „Cottbus-Dresden mit der Bahn – das geht gar nicht!“ Wichtig seien schnelle und elektrifizierte Regionalverkehrsverbindungen von Cottbus nach Berlin, Leipzig, Dresden, Görlitz, Frankfurt/Oder und Polen sowie ein Anschluss an den Fernverkehr. Ein Kulturzug Berlin – Cottbus – Breslau reiche da nicht aus.
Prof. Thiel vom Lehrstuhl Eisenbahn and er BTU Cottbus-Senftenberg mahnte, bei allen Forderungen über mehr Verkehrsangebote auch zu hinterfragen, wieviel Angebot ist nachhaltig und welche finanziellen Spielräume existieren. Der Geschäftsführer von Cottbusverkehr, Ralf Thalmann, stellte seine Vision wasserstoffgetriebener Stadtbusse für Cottbus und Perspektiven für das Cottbuser Straßenbahnnetz mit Anbindung des westlichen Krankenhaus-Zugangs und des BTU-Campus vor, bemängelte aber andererseits die fehlende Langfristperspektive in der Finanzierung der dringend erforderlichen Ersatzbeschaffungen bei Straßenbahnen im Land Brandenburg.
Der Geschäftsführer des Transportunternehmens TSS GmbH in Schwarze Pumpe Lengstorff Wendelken forderte die Beteiligten in der Verkehrsbranche in der Lausitz auf, mehr für die Menschen zu denken, um die es eigentlich geht, anstatt immer zuerst alle Sachgründe solange abzuwägen, bis neue Vorhaben nicht mehr umsetzbar erscheinen. Das beginnt bei dem einfachen Ansatz, dass Verwaltungen für die Schülerbeförderung Fahrzeit-Obergrenzen definieren müssen, die nicht bereits die Fahrt zur Schule zur Qual werden lassen.
Interessante Einblicke gaben die Geschäftsführer des Karlsruher Verkehrsverbundes und des Nordhessischen Verkehrsverbundes in ihre Modelle einer seit vielen Jahren etablierten Straßenbahn, die auf Eisenbahngleisen in die Region fährt und so die Stadtmitte umsteigefrei mit dem Umland verbindet. In Cottbus verhindert die unterschiedliche Spurweite von Straßenbahn und Eisenbahn ein solches Modell, es gab allerdings in den 1990er Jahren schon einmal Ansätze, dieses Thema dennoch anzugehen, zum Beispiel mit einem Dreischienengleis. zwischen Cottbus und Lübbenau bzw. Forst.
Diskutiert wurde auch über neue Technologien wie autonomes Fahren, wo aber eine praktische Umsetzung im Alltag frühestens in den nächsten 10-15 Jahren gesehen wird. Shuttleservices und Bike-Verleihsysteme wurde angesprochen. PRO BAHN Lausitz sieht solchen Angebote in der Fläche zurzeit eher kritisch, da alle Modelle nicht auf Nachhaltigkeit für die Region, sondern auf finanziellen Gewinn des Betreibers ausgelegt sind und nur in großstädtischen Räumen funktionieren, größtenteils sogar als Konkurrenz zum vorhandenen ÖPNV. Auch neue Auskunfts- und Ticketsingsysteme wurden vorgestellt, über die zukünftig ganze Reiseketten vom Carsharing über Bus und Bahn bis zum Fahrradverleih buchbar sein sollen. Der PRO-BAHN-Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann mahnt, in diesem Zusammenhang auch die Fahrgastrechte für die gesamte Reisekette zum Ansatz zu bringen.