Seit Anfang November ist der neue Bahnfahrplan im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) auch online verfügbar, z.B. unter vbb.de/fahrinfo. Auf der VBB-Webseite liest sich die Ankündigung zum Fahrplanwechsel so: „In diesem Jahr stehen große Änderungen an: Im Bahn-Regionalverkehr starten die neuen Verkehrsverträge „Elbe-Spree“ und „Lausitz“ – das bedeutet für unsere Fahrgäste: 30% mehr Angebot im Bahnverkehr in Berlin und Brandenburg – also dichtere Takte, längere Züge und mehr Komfort durch modernisierte und neue Fahrzeuge.“ Unter dem Slogan Mehr Takt, mehr Platz, mehr Komfort bietet der VBB eine detaillierte Übersicht der Änderungen zum Fahrplanwechsel an.
Was steckt nun drin im neuen Fahrplan für Lausitzer Fahrgäste? Zunächst ändern sich viele Liniennummern und auf einigen Linien auch die Betreiber, in einigen Fällen gibt es Angebotsverbesserungen, in anderen bleibt das Angebot ungefähr gleich. Auf einer Strecke verdoppelt sich das Zugangebot zumindest von Montag bis Freitag.
RE1, RE2, RE7 – Berlin – Lübbenau – Cottbus / Senftenberg
DB Regio und ODEG tauschen im Ergebnis des Vergabeverfahrens für das Netz „Elbe-Spree“ die Linien. Während die ODEG ab 11. Dezember den RE1 Magdeburg – Brandenburg a.d. Havel – Potsdam – Berlin – Frankfurt/Oder übernimmt und mit einigen Zügen auch via Eisenhüttenstadt, Guben bis Cottbus weiterfährt, betreibt DB Regio künftig wieder den RE2, der ab dem Fahrplanwechsel auf den Linienweg Nauen – Berlin – Cottbus reduziert wird. Der RE2 benötigt im neuen Fahrplan auch 6-7 Minuten mehr Fahrzeit zwischen Berlin Hauptbahnhof und Cottbus als bisher. Grund dafür sind die wieder in den Fahrplan des RE2 aufgenommenen Halte Kolkwitz und Kunersdorf (jeweils 2-stündlich) und Raddusch (stündlich).
Der RE7 übernimmt zwischen Berlin Ostkreuz und Senftenberg den bisherigen Laufweg der RB24. Der bisherige Halt am Bahnhof Berlin Schöneweide entfällt, da der RE7 aus Richtung Dessau und Potsdam Medienstadt Babelsberg über die Berliner Stadtbahn und den östlichen Berliner Außenring nach Königs Wusterhausen fährt. Zwischen König Wusterhausen und Senftenberg hält der RE7 wie bisher die RB24 an allen Unterwegsstationen, so dass aus der Umstellung von einer RegionalBahn auf einen RegionalExpress kein Fahrzeitgewinn resultiert. Durch den Wegfall des Umsteigevorgangs am Bahnhof Ostkreuz sind Südbrandenburger Fahrgäste künftig dennoch einige Minuten schneller im Zentrum der Bundeshauptstadt.
In der Hauptverkehrszeit morgens und nachmittags wird der 1-Stundentakt des RE2 durch zusätzliche Züge Bad Belzig – Berlin – Lübbenau, teilweise auch weiter bis Cottbus verdichtet. Zwischen Berlin Charlottenburg, Hauptbahnhof, Friedrichstraße, Alexanderplatz, Ostbahnhof, Ostkreuz, Königs Wusterhausen, Lübben und Lübbenau fährt so im Berufsverkehr fast alle 20 Minuten ein Zug. Die Weiterführung nach Cottbus bringt indes kaum Vorteile für die Fahrgäste. Auf Grund des noch immer fehlenden zweiten Gleises zwischen Lübbenau und Cottbus fehlt eine passende Kreuzungsmöglichkeit für die Züge. Deshalb fahren der RE2-Regelzug und der Verdichter im Abstand von wenigen Minuten hintereinander. Hier zeigt für PRO BAHN Lausitz sich deutlich, dass der lange Zeitraum für Planung und Umsetzung des 2-gleisigen Ausbaus der Strecke Lübbenau – Cottbus weiterhin spürbare Nachteile für Lausitzer Fahrgäste bedeutet. Vor allem Planungsverfahren müssen in Zukunft deutlich beschleunigt werden, wenn der Eisenbahn-Regionalverkehr in der Lausitz mit den Anforderungen an eine Mobilitätswende Schritt halten soll.
Die Sitzplatzanzahl steigt indes deutlich: Der RE2 fährt laut VBB mit lokbespannten Zügen mit fünf Doppelstockwagen mit 550 Sitzplätzen, der RE7 in der Hauptverkehrszeit mit modernisierten 3+5-teiligen Talent2-Zügen.
RE10, RE11 und RB43 Leipzig – Cottbus – Frankfurt/Oder / Leipzig – Hoyerswerda
Mit dem neuen Fahrplan hält der Flügelzug Einzug in den Lausitzer Schienenpersonennahverkehr. Der RE10 und der RE11 fahren alles 2 Stunden als ein Zug von Leipzig bis Falkenberg/Elster. Hier werden die Zugteile getrennt, der RE10 fährt weiter via Cottbus bis Frankfurt/Oder, der RE11 übernimmt zwischen Falkenberg/Elster, Ruhland und Hoyerswerda die Leistungen der bisherigen Mitteldeutschen S-Bahn-Linie S4, die künftig in Falkenberg/Elster endet. Durch das Flügelzugkonzept verschiebt sich der durchgehende Takt des RE11 zwischen Leipzig und Hoyerswerda gegenüber der heutigen S4 um rund eine Stunde. Reisende aus Hoyerswerda und Südbrandenburg erreichen Leipzig mit dem RE künftig rund eine Viertelstunde schneller als mit der heutigen S-Bahn.
Zwischen Falkenberg/Elster, Cottbus und Frankfurt/Oder wird das Angebot des RE10 durch die RB 43 zu einem angenäherten 1-Stunden-Takt verdichtet. Im Abschnitt Cottbus – Guben – Eisenhüttenstadt – Frankfurt/Oder ersetzen die Züge von RE10 und RB43 die bisherige RegionalBahn 11. Damit entfällt für Reisende etwa von Guben nach Leipzig der Umstieg in Cottbus. Leider besteht weiterhin kein Anschluss zwischen S4 und RB43, so dass es nach wie vor bei einem 2-stündlichen Fahrplanangebot aus der Niederlausitz in Richtung Leipzig bleibt. Auch die schlechten Anschlüsse am Leipziger Hauptbahnhof zum Fernverkehr nach Frankfurt/Main und München mit Übergangszeiten von fast einer Stunde bleiben erhalten. PRO BAHN fordert, die Planungen für den schnellen Ausbau der Strecke Leipzig – Cottbus endlich voranzutreiben, um den seit 2015 gekappten guten Anschluss an den Fernverkehr in Leipzig für Lausitzer Fahrgäste wiedereinzurichten.
RE13, RE15, RE18, RB49 Cottbus / Hoyerswerda – Ruhland – Dresden /Falkenberg/Elster
Ein neuer RegionalExpress Cottbus – Senftenberg – Ruhland – Elsterwerda geht an den Start. Zwischen Cottbus und Senftenberg verdoppelt sich damit montags bis freitags das Angebot auf einen Halbstundentakt. RE18 und RE15 tauschen die Zeitlagen. Ganz schön viele Änderungen auch rings um die Knoten Ruhland. Doch jetzt der Reihe nach.
Der RE11 Leipzig und Hoyerswerda, der von Leipzig bis Falkenberg/Elster als ein Zug gekoppelt mit dem RE10 Leipzig – Cottbus fährt, wird in Falkenberg/Elster abgeflügelt und fährt allein weiter via Bad Liebenwerda, Elsterwerda-Biehla, Plessa, Lauchhammer, Ruhland, Hosena, Lauta und Schwarzkollm bis Hoyerswerda. Der neue RE11 fährt gegenüber dem heutigen Takt der S4 Gaschwitz – Leipzig – Falkenberg/Elster – Hoyerswerda um eine Stunde versetzt. Das hat zur Folge, dass auch der RE15 Dresden – Ruhland – Hoyerswerda, der RE18 Dresden – Ruhland – Senftenberg – Cottbus sowie die RB 49 Falkenberg/Elster – Ruhland – Cottbus jeweils um eine Stunde versetzt fahren müssen. Am Grundgerüst für den Fahrplan auf den Strecken von Ruhland nach Dresden und Hoyerswerda ändert sich nichts.
Anders sieht es zwischen Cottbus, Ruhland und Elsterwerda aus. Hier geht ein neuer RegionalExpress mit der Nummer 13 an den Start, der jeweils montags bis freitags außer an Wochenfeiertagen fährt. Von Cottbus geht es stündlich ohne Zwischenhalt bis Sedlitz Ost. Dort besteht direkt Anschluss an den RE7 in Richtung Großräschen, Altdöbern und weiter Richtung Berlin und Dessau. Fahrgäste aus Großräschen erreichen dann ab Fahrplanwechsel Cottbus stündlich in etwas mehr als einer halben Stunde Reisezeit. Der RE13 fährt ab Sedlitz Ost stündlich weiter bis Senftenberg. Alle 2 Stunden wird der Abschnitt Senftenberg – Elsterwerda bedient, das damit eine umsteigefreie Direktverbindung nach Cottbus erhält. Zwischenhalte ab Senftenberg sind Ruhland, Lauchhammer, Plessa und Elsterwerda-Biehla.
Beim neuen RE13 und der RB49 kommen fabrikneue Züge vom Typ Siemens Mireo mit komfortabler Ausstattung und WLAN zum Einsatz.
PRO BAHN Lausitz begrüßt ausdrücklich die Angebotsverbesserungen durch den neuen RegionalExpress, mahnt aber auch weiter an, endlich die erheblich zu langen Reisezeiten zwischen Cottbus und Dresden anzugehen.
Railjet, IC17, RE8 Berlin – Elsterwerda / Finsterwalde
Die schlechte Nachricht zum Fahrplanwechsel: Der Railjet Berlin – Dresden – Prag – Wien – Graz fährt vorerst im deutschen Abschnitt nicht mehr. Grund sind Bauarbeiten im Elbtal in der Sächsischen Schweiz. Der Railjet startet deshalb erst im tschechischen Děčín. Auch der Intercity 17 wird voraussichtlich ab April 2023 vorübergehend südlich von Berlin eingestellt. Grund sind Bauarbeiten zwischen Blankenfelde und Dahlewitz zur Einbindung der Dresdener Bahn. Damit entfallen vorübergehend auch die beiden Südbrandenburger Intercity- und Railjet-Halte in Doberlug-Kirchhain und Elsterwerda.
Die Verbindung zwischen Berlin, Doberlug-Kirchhain Elsterwerda bzw. Finsterwalde übernimmt ab Fahrplanwechsel am 11. Dezember die ODEG mit der Linie RE8. Heute fährt hier noch DB Regio mit dem RE5. Die Abfahrtzeiten ändern sich gegenüber dem RE5-Fahrplan deutlich. In Doberlug-Kirchhain entfällt der Eckanschluss aus Richtung Berlin in Richtung Finsterwalde. Die Verbindung aus dem Berliner Zentrum nach Finsterwalde funktioniert neben den fünf direkten Zugpaaren des RE8 (montags – freitags) künftig allerdings mit dem RE7 bis Calau und weiter mit dem RE10 bzw., der RB43 bis Finsterwalde schneller als die heutige Verbindung via Doberlug-Kirchhain. Der RE8 wird mit modernisierten 4-teligen KISS-Triebzügen gefahren wie man sie heute vom RE2 Wismar – Berlin – Cottbus kennt.
RE4 Berlin – Falkenberg/Elster
Auch zwischen Berlin und Herzberg (Elster) sowie Falkenberg/Elster müssen sich die Fahrgäste eine neue Liniennummer und einen neuen Fahrplan merken. Ab 11. Dezember fährt hier der RE4, ca. um eine halbe Stunde versetzt zum heutigen Fahrplan. Dadurch erreichen die Züge den Bahnknoten Falkenberg/Elster wieder rechtzeitig für Anschlüsse in Richtung Cottbus und Leipzig. Die bisher zwischen Herzberg (Elster) und Falkenberg/Elster bestehenden Verlängerungen der RB43 von und nach Cottbus entfallen hingegen. Dafür bekommt Herzberg (Elster) ebenfalls ab 11. Dezember zwei neue PlusBus-Linien, nach Falkenberg/Elster sowie nach Schlieben und Doberlug-Kirchhain.
Fazit
Neue Liniennummern, andere Fahrzeiten und Betreiberwechsel prägen das Bild des neuen Fahrplanes ab 11. Dezember in Südbrandenburg. Es gibt mehrere Taktverdichtungen, u.a. zwischen Berlin und Lübbenau sowie zwischen Cottbus und Senftenberg, Ruhland und Elsterwerda. Eine ganz neue Verbindung gibt es zwischen Großräschen und Cottbus mit Umstieg in Sedlitz Ost. In puncto Reisezeit ändert sich nur marginal etwas. Zu lange Planungs- und Bauzeiten bzw. fehlende Planungen für den Ausbau des Lausitzer Schienennetzes stellen das größte Problem für eine dringend gebotene Verkürzung von Reisezeiten aus der Lausitz nach Berlin, Dresden und Leipzig dar. Hier sind zuallererst die Verkehrspolitiker im Bund und den Bundesländern Brandenburg und Sachsen gefragt. Mit dem Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen gibt es bereits den passenden Rahmen. Die Umsetzung geht indes erheblich zu langsam vor sich. PRO BAHN Lausitz wünscht sich im Sinne der Lausitzer Fahrgäste deutlich mehr Tempo und Gestaltungswillen.
Titelbild: Die silbernen Züge der Mitteldeutschen S-Bahn gibt es ab 11. Dezember nicht mehr im südbrandenburgischen Bahnknoten Ruhland. Die S4 wird hier durch den schnelleren RE11 ersetzt. Auch die Fahrplantakte von RE15, RE18 und RB49 ändern sich.